Dr. Mauz

23. Februar 2023
St. Hedwig

25 Parkinsonleute kamen um den Vortrag von Dr. Mauz und die Antworten auf ihre Fragen zu hören. Solange Dr. Mauz mit den Tücken der Technik kämpfte, wurde das Gedicht „Doktor Wald“ von Helmut Dagenbach vorgetragen:

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
wenn ich mich unverstanden fühle oder alt,
wenn mich die Musen nicht liebkosen,
dann konsultiere ich den Wald.

Er ist mein Augenarzt und mein Psychiater,
mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über jeden Kater,
ob er aus Kummer oder Kognak ist.

Er hält nicht viel von Pülverchen und Pillen,
doch umso mehr von Luft und Sonnenschein;
und kaum umfängt mich seine Stille,
rauscht er mir zu: „Nun atmen Sie mal feste ein.“

Ist seine Praxis auch oft überlaufen,
seine Rezepte mach rasch gesund;
und Kreislaufschwache, die heut noch heftig schnaufen,
sind morgen schon, fast ohne klinischen Befund.

Er hilft mir immer wieder auf die Beine,
bringt meine Seele stets ins Gleichgewicht;
verhindert Fettansatz und Gallensteine,
Nur: „Hausbesuche, macht er nicht“!

Dr. Mauz, Chefarzt der Neurologie am Kirchheimer Krankenhaus, erklärte zuerst, worauf sich die Diagnose Parkinson gründet: Hypokinese (verminderte Bewegungsfähigkeit), Rigor (Starrheit), Tremor (Zittern). Die Krankheit beginnt meistens einseitig, der Verlauf ist langsam. Die Erkrankten leiden oft unter Schlafstörungen, Riechstörungen und Halluzinationen. 

Ursache: Zelltod und Abnahme der Nervenzellen im Gehirn durch Alpha-Synuclein-Verklumpung. – Vermutlich ist der Beginn im Darm, die Ausbreitung erfolgt über den Vagus-Nerv zum Gehirn.

Beantwortung der vorab gestellten Fragen:

Schwermetalle

Umweltgifte, Pestizide, Mangan u.a. gelten als mögliche Ursache, da sie die schwarze Substanz im Gehirn schädigen können. 

Zur Entgiftung wird auch u.a. Amalgam entfernt.

PSP-Blickparese

Bei dieser Erkrankung kommt es vermehrt zu Stürzen, weil die Augenbeweglichkeit stark vermindert ist. Leider bringt hier L-Dopa wenig.

Halluzinationen

Entsteht oft durch zu hohe Dopamindosis. Es gibt visuelle oder akustische Halluzinationen, manche spüren auch Berührungen. Jeder 5. Parkinsonpatient leidet darunter. Therapie: weniger Parkinsonmittel, viel trinken, Clozapin zur Beruhigung oder Rivastigmin gegen Demenz.

Schluckstörung

ab 75 Jahren kommt es häufig zum Verschlucken. Abhilfe bringen Übungen durch den Logopäden.

Schlafattacken

Zur Tagesschläfrigkeit kommt es oft durch Schlafstörungen, Restless legs (unruhige Beine), REM-Schlafstörung, Apnoe (nächtliche Atem-Aussetzer), oder medikamentös bedingt, z.B. durch Dopamin-Agonisten. Therapie: Schlaftagebuch, EEG, Laborwerte der Schilddrüse, Schlaflabor, Mirtazapin gegen Depressionen.

Botox

gegen starke Schmerzen durch Muskelverspannungen, bei erhöhtem Speichelfluss oder auch gegen überaktive Blasentätigkeit wird gezielt Botox gespritzt. Durch Botox wird der Muskel gelähmt, die Wirkung beginnt nach 4 – 10 Tagen und hält ca. 3 Monate. Bei Dystonie zahlt die Kasse.

Harninkontinenz

ist parkinsonbedingt, oft mit Nykturie – häufigem nächtlichen Wasserdrang. – Stuhlinkontinenz ist eher eine Fehlfunktion des Vagus-Nervs.

Inbrija

Dieses Parkinson-Mittel wird Inhaliert, wie ein Asthma-Mittel, es wirkt nach 10 Minuten für ca. 1 Stunde. Wie bei Levodopa kann es zu Stürzen führen.

Apomorphin-Pen, als Alternative, gibt regelmäßig das Parkinsonmittel ab, sodass die gute Beweglichkeit länger anhält.

Pflaster gegen Stürze

Bei häufigen Stürzen sollte zuerst die Ursache erforscht werden, z.B. Blutdruck, Freesing, dazu soll ein Beweglichkeits-Protokoll geführt werden. Bei fortgeschrittener Parkinson-Erkrankung kann Rotigotin-Pflaster helfen. Auch eine Duodopa-Pumpe oder die Tiefe Hirnstimulation können für gleichmäßige Dopamin-Zuführung sorgen.

Tipp: Große Schritte üben!

MRT-Röhre

Wer unter starkem Zittern leidet kann eine Therapie in der MRT-Röhre versuchen. Dabei wird das überaktive Hirngewebe auf 60 Grad erhitzt. Es hilft nur gegen Zittern, wie bei der Tiefen Hirnstimulation. 

Unter Bekanntmachungen wurde an den verstorbenen Ernst Glück gedacht, der seit 30 Jahren an Parkinson gelitten hat und zu den Gründern der U 40 in Stuttgart gehörte. 

Das nächste Treffen, am 23.3., ist mit Frau Eisfeld, Physio-Therapeutin.

Am 5.4. wird Dr. Mauz seinen 10. Parkinson-Tag in Wendlingen abhalten.

Zu beiden Veranstaltungen wird herzlich eingeladen!