Dr. Mauz beantwortet Fragen

28.02.2013 - 36 interessierte Parkinsonleute kamen zum Nachmittag mit Dr. Mauz, Chefarzt der Neurologie, in den Speisesaal des Seniorenzentrums St. Hedwig.

Zurzeit grassiert die Grippe. Das Parkinsonmittel Amantadin ist auch ein Mittel gegen Viren. Frage: haben die Parkinson-Patienten, die Amantadin schlucken, dadurch auch einen Schutz gegen Grippeviren? – Antwort: Amantadin ist ein Virustatikum, aber um einen sicheren Schutz gegen Grippeviren zu erhalten, müssten große Mengen eingenommen werden, was wiederum nicht gut für die Leber wäre.

Zu Kaffee: wer 3 – 4 Tassen Kaffee täglich trinkt, kann damit gegen die Tagesmüdigkeit wirken. Allerdings sollte das Herz gesund sein. Kaffee ist auch ein Antioxidans, das die freien Radikalen bekämpfen kann.

Mehrere Mitglieder unserer Gruppe hatten Fragen zur Tiefen Hirnstimulation. Deshalb ging Dr. Mauz auf dieses Thema sehr ausführlich ein: In Tübingen, Freiburg und anderen Kliniken werden im Jahr ca. 40 Neurostimulationen durchgeführt. Diese Operation wird bei Parkinsonleuten gemacht, bei denen die Medikamente nicht mehr wirken. Die THS bringt 20 % mehr Lebensqualität und 40 % bessere Motorik. Besonders vorteilhaft bei Tremor, Akinese und Rigor. Die ON – OFF- Phasen werden seltener, auch werden weniger Medikamente benötigt. Für diese Operation sind folgende Parkinsonpatienten geeignet: jünger als 75 Jahre alt, keine Demenz, L-Dopa muß noch wirken, sie sollten Op-fähig sein und an fortgeschrittenem Parkinson-Syndrom leiden. Bei 1 – 3 % kann es zu Komplikationen führen, z.B. Gehirnblutung oder Infektionen. Early Stim wurde an 251 Patienten erprobt, also schon nach ca. 7 Jahren mit Parkinson. Dabei konnte 26 % verbesserte Lebensqualität und 53 % bessere Motorik erreicht werden.

Hier meldet sich Haiko zu Wort, der heute Termin in Tübingen zur THS hatte, aber wegen erhöhter Leukozahl wieder nach Hause geschickt wurde. Er konnte mitteilen, dass die Vorbereitungen 6 – 7 Stunden Zeit brauchen. Narkose gibt es nur für das Einsetzen des Schrittmachers.

End-of-Dose-Akinese: Die Zeit bis zum Wirken der Parkinsonmittel kann mit Madopar LT oder Isicon löslich überbrückt werden. Diese Mittel wirken schnell, aber nur kurze Zeit. Längere Zeit wirken: Madopar Retard, COMT-Hemmer, MAO-B-Hemmer und Dopamin Agonisten.

Die Folgen des Verlustes an Nervenzellen: Dopamin wird weniger, es kann mit Levodopa ausgeglichen werden. Gleichzeitig wird Glutamat mehr, das mit Amantadin ausgleichend wirkt.

Amantadin: ist somit ein Glutamat Antagonist. Es ist 10 x schwächer als L-Dopa, 100 mg täglich reichen. Die Tabletten sollten morgens eingenommen werden, da sie munter machen und den Schlaf stören können. Bekannt ist, daß die Wirkung nach jahrelanger Einnahme nachlässt. Nach einer kurzen Pause wirkt es wieder. Wichtig sind EKG Kontrollen.

Ansatzpunkte: Dr. Mauz zeigte uns auf dem Dia wie unterschiedlich die Medikamente wirken, L-Dopa, Antagonisten, COMT-Hemmer. Sie alle haben unterschiedliche Ansatzpunkte an den Nervenzellen, präsynaptisches Neuron und postsynaptisches Neuron genannt.

Übelkeit: viele Patienten reagieren auf die Parkinsonmittel mit Übelkeit, die mit Motilium behandelt wird. Manchmal liegt auch eine autonome Störung vor. Häufig ist die Magen- und Darm-Peristaltik gestört.

Absetzen der Medikamente: sollte immer ausschleichend erfolgen, wegen akinetischer Krise. Nach jahrelanger Einnahme lässt die Wirkung nach, weil zu wenige Zellen vorhanden sind. Mit viel Gymnastik und Sport kann die Beweglichkeit erhalten werden.

DatScan: Diese radioaktive Untersuchung zeigt deutlich wie weit die Abnahme der Dopamin-haltigen Zellen fortgeschritten ist. Seit neuestem zahlen die Krankenkassen diese Untersuchung. Geeignete Orte sind Tübingen und Ruit.